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Kuala Lumpur

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Twin Towers by Night
Nach wenigen Tagen im Singapurer Haze war eine kleine Luftveränderung dringend angebracht, darum bin ich mit dem Bus nach Kuala Lumpur in Malaysia weitergereist, wo der Haze tatsächlich noch schlimmer ist. Meine Theorie diesbezüglich ist allerdings, dass der Haze gleich schlimm ist, in KL kommt aber noch ein deutlicher Smog-Aufschlag dazu. Der Haze entsteht durch exzessive illegale Brandrodungen in Sumatra, Indonesien und wird durch den Wind nach Singapur und Malaysia getragen.

Die Busreise war sehr angenehm, der Grenzübertritt unproblematisch. Erst hält der Bus an der Grenzstation von Singapur, wo man sich abmeldet. Danach geht es weiter zur Grenzstation von Malaysia, wo man den Eintrittsstempel in den Pass bekommt und danach durch die Zollkontrolle geht. Alles in allem eine Sache von jeweils wenigen Minuten.
Markt in Chinatown
Mein Hostel befand sich gleich beim Central Market und somit in der Nähe des Pudu-Busterminals, wo mich der Bus abgesetzt hatte. Dennoch hatte ich leichte Probleme, das Hotel zu finden, da die genaue Adresse in der offline-Karte von OpenStreetMap nicht eingetragen war und ich vergessen hatte, die Umgebungskarte in Google Maps offline verfügbar zu machen. Kein Problem, da muss eine lokale Simcard her, und die gibt's nur gegen Bargeld, das man an jedem Bankomaten bekommt... dachte ich jedenfalls. Also ab in die erste Bank und dort waren alle Bankomaten ausser Betrieb. Der freundliche Security verwies mich zur Bank auf der gegenüberliegenden Strassenseite, wo sich am einen noch funktionierenden Bankomaten eine lange Schlange gebildet hatte, zwei weitere Bankomaten waren ausser Betrieb... nach 20 Minuten Wartezeit gab dann auch der letzte Bankomat auf und war leer. Nanu? Erlebe ich hier gerade einen Bank-Run und stehen Krawalle unmittelbar bevor? Die Sache war dann harmloser als befürchtet, da die Banken um 16:00 schliessen, sind die Bankomaten in aller Regelmässigkeit um halb 4 leer. Letztlich fand ich einen 7-11 mit Bankomat (im Gegensatz zu Japan wollte der aber die Postcard nicht akzeptieren) und verfügbaren Sim-Karten, praktischerweise war der auch nur 50m vom Hostel entfernt.

Anschliessend stand etwas Stadterkundung und Essen auf dem Programm, letzteres war dank unmittelbarer Nähe zum Central Market mit dessen Essenauswahl überhaupt kein Thema. Gut und günstig wie immer :-) Den Abend beschloss ich mit ein paar Gesprächen im Gemeinschaftszimmer des Hostels, wo sich eine Truppe aus Japan, Russland, Irland und dem Senegal zusammenfand und immer für gute Diskussionen über ihre Reisen zu haben war.

Batu-Höhlen
Fütterungszeit
Am zweiten Tag hatte ich über bekanntschaftsbeziehungen einen örtlichen Führer mit Auto zur Hand. Jason führte mich zu den besten Roti Canai von KL, sowie zu den Batu-Höhlen (ein riesiger Hindu-Tempel in Tropfsteinhöhlen), dem Bird Park (eigentlich wollten wir eher zum botanischen Garten) und den Twin-Towers, die wir am Abend nochmals von der Sky-Bar im Traders Hotel (mit Bier zu altvertrauten Zürcher Preisen) in voller Pracht bestaunen konnten. Den Bird Park fand ich nicht so empfehlenswert, da zu viele Vögel in zu kleinen Volieren gehalten werden.

KL-Tower
BBQ oder Hotpot?
Den nächsten Tag verbrachte ich damit, die diversen Märkte abzuklappern, um Ersatz für meine Sonnenbrille zu besorgen, die wohl im Bus liegengeblieben war. Das ist gar nicht mal so einfach. Oh, natürlich gibt es Sonnenbrillen wie Sand am Meer, jeder zweite Marktstand hat eine breite Auswahl an Oakley, Ray-Ban und diversen Modemarken... das zu unschlagbaren Preisen ab 10RM (derzeit ca CHF 2). Da ich nicht unbedingt "genuine Replica" will, die zuletzt beim Grenzübertritt noch unnötig Ärger machen können, dauerte es relativ lange, eine Brille ohne offensichtliche Hoheitsabzeichen zu finden. Das hat meine Einstellung gebenüber Importen von Markenfälschungen doch etwas verändert: Oft kann der Käufer wohl schlicht nichts dafür. Es gibt halt einfach nichts anderes!
Am Abend begab ich mich in Richtung KL-Tower, dem Funkturm auf einer Anhöhe. Dort fand ein mehrtätiger Basejumping-Event statt, so dass ich ein paar Suizidsüchtigen bei ihrem Hobby zusehen konnte.

bäääh, Durian
Den folgenden Tag verbrachte ich mit Marek, den ich vom letztjährigen Japantrip kenne. Er war auf der Durchreise von Australien zurück ans Loudpark Festival in Tokyo. Wieder wurde KL ausgiebig durchstreift und am Abend gesellte sich Jason nochmals dazu, um uns in eine leckere Essensstrasse zu führen. Highlight davon war dann wohl, dass wir zum Abschluss eine Durian verköstigten, die unsere westlichen Gaumen dann aber doch etwas verschmähten. Süsse Zwiebel? Naaa jaaaa... muss nicht nochmals sein :-) Aber ein nachfolgendes Roti Canai mit Kokosnusskonfitüre neutralisierte die Geschmacksknospen sofort wieder.

Damit beschloss ich den Aufenthalt in den Grosstädten und setzte mich am nächsten Tag in den Bus Richtung Cameron Highlands. Tee, ich komme!

E-Tanke im Ölland
Faszinierend und erschreckend sind die Gegensätze in Kuala Lumpur. Es gibt eine grosse kulturelle Vielfalt, Hindutempel, buddhistische Tempel, Kirchen und natürlich Moscheen in nächster Nähe. Es fahren alte, stinkende, Smog erzeugende Dieselfahrzeuge und modernste Elektroautos (und das in einem ölexportierenden Land). Neben sauber herausgeputzten, glitzernden Luxus-Shopping-Malls stehen abbruchreife Ruinen. Luxusautos fahren auf Strassen, an deren Rändern am Abend zahllose Obdachlose schlafen.

Singapur

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Marina Bay Sands - The Ship - im Haze. Hoffentlich wurde ein Nebelhorn installiert :-)
Vorgestern bin ich in Singapur eingetroffen, wo derzeit dichter Haze (Rauchschleier) herrscht, da auf Sumatra die Wälder abgebrannt werden. Nichts desto trotz bin ich mit Atemmaske ausgestattet durch die Stadt gezogen, um dann am Abend noch die letzten Energiereserven mit Martial Arts Training aus den Beinen zu jagen. Während gestern lockeres Stöckeschwingen bei Arnis angesagt war, steht heute Abend Brazilian Jiu Jitsu auf dem Programm... und morgen darf ich dann um 6 aufstehen, für die Weiterfahrt nach Kuala Lumpur.

Klassisch: Der Schwanensee im botanischen Garten
Tja, aufgrund der schlechten Luft sind Outdoor-Aktivitäten derzeit nicht so vergnüglich, dennoch bietet Singapur tolle Parks und Naturschutzgebiete. Diese haben den Vorteil, dass man wegen vieler Bäume und nochmals gesteigerter Luftfeuchtigkeit den Haze nicht so sehr wahrnimmt. Daher war ich gestern im botanischen Garten, der u.a. einen sehr interessanten Themengarten zu Ingwer und Verwandten wie z.B. Kurkuma und Bananen bietet. Ja richtig, Bananen sind eigentlich Ingwerpflanzen...

Heute war ich im Sungei Buloh Wetland Reserve etwas ausserhalb, ein vor allem bei Vogelkundlern sehr beliebtes Gebiet. Die schreckhaften Vögel fotografieren ist mir leider nicht so gut gelungen, dafür sind mir Schmetterlinge, Krabben, Mudhopper, Eichhörnchen, Warane und sogar ein Krokodil vor die Linse geraten.
Eichhörnchen
Waran
Krokodil

Soweit meine ersten Eindrücke von Singapur, hoffentlich hat sich der Haze gelichtet, wenn ich in wenigen Wochen zurückkomme.

Weltreise FAQ: Flugtickets

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Die neben der Reiseroute beliebteste Frage ist jeweils nach Flugtickets, oft wird gefragt, ob ich ein Round-The-World Ticket gekauft hätte. Das habe ich durchaus überlegt, letztendlich aber aus diversen Gründen unterlassen:
  • das RTW-Ticket ist maximal 365 Tage gültig, d.h. man muss innert eines Jahres zurück sein - oder den Rückflug verfallen lassen
  • Für mich halbwegs interessent gewesen wäre das RTW der OneWorld Alliance - leider sind damit keine Flüge nach Fidschi bzw Flüge nach Tahiti von Australien aus möglich. Tahiti wird nur von Chile aus angeflogen (siehe Streckenplan). In der Folge hätte ich also die Strecke Sydney-Papeete einmal als "Überlandstrecke" im RTW-Ticket bezahlt, und dann noch zusätzlich Einzeltickets bei Fiji Air und Air Tahiti benötigt (die beide zwar Partner von Qantas sind, jedoch im Gegensatz zu Qantas nicht zu OneWorld gehören). Das wird hier zwar erwähnt, aber der Kostenpunkt leider nicht hervorgehoben.
  • Somit würde ich potentiell knapp 1/3 der Erdumrundung zweimal bezahlen (Australien-Fidschi-Tahiti und Südamerika-Zürich)
  • Das Regelwerk für RTW-Tickets ist relativ komplex, aber durchschaubar. Eine der Regeln besagt: Kontinente wechseln geht nur in einer Himmelsrichtung. Das heisst für mich, der von West nach Ost fliegt: Ab Manila kann ich nicht nach Perth fliegen (das liegt westlich), sondern nur nach Sydney, Brisbane, Melbourne. Somit wäre zusätzlich ein Retourflug nach Perth nötig, den ich entweder als weitere RTW-Etappe oder als Einzelticket bezahlen müsste
Letztendlich hatte ich vier Varianten für das Ticket:
  • Jeweils spontan vor Ort den nächsten bzw übernächsten Flug buchen. Einige Länder verlangen zwingend ein Rück- oder Weiterflugticket für die Einreise, daher muss man auch hier etwas vorausschauend buchen. Mit dieser Variante ist man extrem flexibel. Grosser Nachteil ist aber, dass die Kosten im Voraus kaum abzuschätzen sind.
  • RTW für ca CHF 4500.- dazu noch Einzeltickets für ca 1500.- Vorteil hier: Die Flüge wären relativ unkompliziert und kostengünstig verschiebbar. Nachteil siehe oben.
  • Handgestricktes RTW mit Flügen vorerst bis Südamerika, managed durch ein Reisebüro. Kostenpunkt ca 4500.-, aber jede Flugverschiebung würde 150-250.- kosten. Witzlos, wenn man bedenkt, dass die teuersten Einzelflüge kostenlos verschiebbar sind und günstigere selten mehr als 250.- kosten, d.h. verfallen lassen kostet weniger
  • Die meisten Tickets schon im Voraus erwerben. Dies ist zwar die wenigst flexible Variante, bietet dafür die maximale Kontrolle und erlaubt unabhängig von Interessensbindungen (Flugallianz oder Verträge des Reisebüros) den günstigsten/optimalsten Flug zu erwerben. Die Kosten bis Südamerika betragen hier ebenfalls ca 4500.-. Da ich bis Australien immer wieder verabredet bin und Termine einhalten sollte, stört mich die eingeschränkte Flexibilität auch nicht besonders.

Es gibt übrigens noch einen guten Grund, kein OneWorld-RTW-Ticket zu kaufen: Deren krüppeliges Webtool zur Flugplanerstellung und Ticketkauf funktioniert scheinbar nur mit dem Internet Verblöder unter Windoof. Das ist untauglich für Leute, die nur Linux, Apple oder Android haben.

Weltreise FAQ: Erreichbarkeit

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Gelegentlich werde ich gefragt, wie ich erreichbar bin. Einfachste Antwort: Per Mail. Mail hat den Vorteil, dass es von Raum und Zeit unabhängig funktioniert, d.h. ich kann es lesen, wo immer ich bin, mit jedem Gerät, dass aktuell zur Hand ist und wann immer ich gerade Internetzugang habe. Nebenbei ist es kostenlos.

Sehr ungünstig ist SMS, da ich die Schweizer SIM-Karte eher selten im Telefon haben werde. Ausserdem sind SMS aus dem Ausland dermassen überteuert, dass die Wahrscheinlichkeit einer Antwort per SMS gegen null tendiert. Ebenfalls Quatsch sind MMS, damit hat mein Telefon eh ein Bisschen Probleme. Logischerweise sind auch Anrufe auf meine Schweizer Handynummer ebenfalls witzlos.

Wer trotzdem mit mir reden will, sollte sich nach meiner Schweizer VoIP/SIP-Nummer erkundigen (032er Nummer). Für den Anrufenden wird das wie Festnetz abgerechnet, auf meiner Seite wird nur eine Datenverbindung (aus Stabilitätsgründen ist WLAN meist besser als Mobile Data) benötigt.

Als Alternative für verbale Kommunikation bietet sich Mumble an. Vorteil: es ist etwas robuster als SIP. Nachteil: es ist in der Initialkonfiguration etwas komplizierter als auf die SIP-Nummer anzurufen, ausserdem muss man sich verabreden, da Mumble keine "Klingelfunktion" bietet. Bei Interesse sollte man mir ein Mail schicken, damit ich die Zugangsdaten zum Server herausgeben kann.

Wer Textkommunkation abseits von Email möchte, muss sich Jabber/XMPP installieren, das funktioniert sowohl vom PC wie auch vom Handy problemlos. Wer Thunderbird für Email nutzt, hat bereits einen Jabberclienten installiert, ansonsten empfehle ich Pidgin (Windows, Linux), Adium (OSX), Xabber (Android). Entsprechende Anleitungen lassen sich innert Sekunden ergoogeln (mal Finger ausm Arsch und auf die Tastatur wo er hingehört). WhatsCrap und Skype kommen mir nicht aufs Telefon! Facebook Chat ist eine Notlösung ohne Garantie auf Antworten, da ich den nur per Browser aufrufe.

Weltreise FAQ: Reiseroute

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Am Sonntag geht's los: Weltreise! Damit wird dem Namen des Blogs endlich auch alle Ehre gemacht. Hier auf vielfachen Wunsch die derzeit geplante Route (die übrigens auch in den Reisezielen grösstenteils mit grünen Markern eingetragen ist):

Teil 1, Warmup:
  • Singapur
  • Kuala Lumpur, Malaysia
  • Cameron Highlands, Malaysia. Trekking
  • Penang, Malaysia
  • Koh Phangan, Thailand. 2 Wochen Tauchen
  • evtl Hua Hin, Thailand
  • evtl Bangkok, Thailand
  • zurück nach Singapur
Dies wird ca 5 Wochen in Anspruch nehmen, d.h. bis in den frühen November dauern.

Teil 2, Erholung vom Warmup:
  • Singapur
  • Raja Ampat, West Papua, Indonesien. 2 Wochen Tauchen
  • zurück nach Singapur
Dafür ist die Zeit bis Ende November eingeplant.

Teil 3, Abenteuer am Mekong:
  • Siam Reap, Kambodscha. Erneuter Besuch in Angkor Wat (nach 2013), sowie diverse weitere Tempel in der Umgebung
  • diverse weitere Orte in Kambodscha
  • Pakse und Umgebung, Laos
  • Nördliches Laos: Vientiane, Luang Prabang, Plain of Jars, ...
  • nördliches Vietnam, Sapa und Ha Long
  • südliches Vietnam, Mekong Delta, Ho Chi Minh Ville
Für diese Etappe sind 6 Wochen bis erste Hälfte Januar eingeplant, anschliessend müssen meine bisherigen Begleiter sich wieder dem Ernst des Lebens widmen.

Teil 4, Philippinen:
  • Tauchen im Barracuda Lake, Coron Island
  • Mount Pulag und Reisterrassen von Banaue
  • Taalsee
Dafür sind 4 Wochen geplant. Da ich womöglich alleine unterwegs sein werde, ist die Planung noch nicht fix vorgenommen, so dass auf Wünsche und Reisezeiten allfälliger Begleitung noch Rücksicht genommen werden kann.

Plan B seit März 2016:
Teil 5: Australien
  • Perth
  • Sydney und Blue Mountains
  • Ayers Rock
  • Roadtrip von Adelaide nach Melbourne
  • Cairns und Tauchen im Great Barrier Reef
  • Atherton Tablelands
  • Darwin und Kakadu Nationalpark

Teil 6: Frühzeitige Rückkehr
  • Tauchen in Bali, Lombok, Komodo
  • Abschluss in Singapur


Ursprünglicher Plan
Teil 5: Australien und Südsee:
  • Perth
  • Sydney und Blue Mountains
  • Ayers Rock
  • Roadtrip von Adelaide nach Melbourne
  • Cairns und Tauchen im Great Barrier Reef
  • Fidschi
  • Tahiti und Moorea
  • Osterinsel
Für Australien liegen leider nur gute 5 Wochen drin, entsprechend wird das ein ziemlich vollgepacktes Programm. Auch hier sind 3 Wochen in Begleitung Ferienreisender vorgesehen. Die Südseeinseln kann ich dann relativ locker angehen, diese sind primär für Entspannung und das Studium eines Spanischlernmittels vorgesehen.

Teil 6: Südamerika:
  • Ankunft in Santiago de Chile
  • Potosi, Salar de Uyuni in Bolivien
  • La Paz in Bolivien via Titicacasee nach Cusco in Peru
  • Macchu Pichu
  • Galapagos, Ecuador
Da Südamerika aus einer grossen Landmasse besteht, ist man nicht zwingend auf den Transport per Flugzeug mit entsprechender Vorausplanung angewiesen und kann auch relativ spontan agieren. Entsprechend bestehen hier noch keinerlei feste Pläne sondern nur Ideen.

Reisetipps für Ägypten

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In den letzten drei Monaten habe ich nun doch zwei Reisen nach Ägypten hinter mir, die beide recht unterschiedlich organisiert waren. Die erste war gemäss meinem üblichen Reisepatent mit einer hohen Dichte an unterschiedlichen Attraktionen, hoher Mobilität und natürlich komplett selbst durchgebucht. Die zweite Reise war durch ein Reisebüro organisiert als Komplettpaket für eine Woche auf einem Liveaboard (Tauchboot).

Natürlich stellt sich bei einer Ägypenreise immer die Frage: Kann man denn da überhaupt hingehen, wenn man nicht akut suizidgefährdet oder todessüchtig ist? Klar, es gibt immer wieder mal irgendwo einen Terroranschlag. Aber seien wir mal ehrlich: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Spinner genau dann und dort zuschlagen, wo man sich aufhält? Sofern man natürlich die übelsten Hotspots (Sinai, Wüstenregionen bei Libyen und Sudan) meidet? Das Aufgebot an Sicherheitskräften insbesondere bei Touristenattraktionen ist gewaltig.

Wichtig bei der Wahl ist auf jeden Fall, dass man die Reisewarnungen der Schweiz und Deutschlands studiert und die entsprechenden Gebiete weiträumig meidet. Ebenfalls sollte man das (englische) Wikitravel lesen. Relevant ist nicht nur der Hauptartikel sondern auch die Unterartikel für die individuellen Destinationen - es ist jeweils eine recht vernünftige Sammlung an möglichen Betrugsmaschen und örtlich besonderen Kleinkriminalitätsvarianten enthalten.

Bucht man nun eine Komplettreise auf dem Tauchboot, in der man nur die Strecke Flughafen-Yachthafen im Auto erlebt, vom Reiseveranstalter eine verbindliche Auflistung der zusätzlich anfallenden Kosten erhält und man das Boot ausser für Tauchgänge nicht mehr verlässt, dann kann man sich auf sehr entspannende und relativ unkomplizierte Ferien freuen. Leider verpasst man die ganze sonstige Schönheit und den Kulturreichtum des Landes. Dafür fährt das Boot an weiter vom Ufer gelegene Riffe (und Wracks), die nicht per Tagesausflugsboot erreichbar sind. Die Riffe sind entsprechend sehr viel schöner und lebendiger, da sie nicht durch ganze Geschwader russischer Kampftaucher totgetrampelt wurden.

Korallengarten
Nemo :-)
Flakkanone der Thistlegorm
Schön gefährlich: Feuerfisch
Krokodilfisch
Ich und ein Thunfisch-Verwandter
Blaupunktrochen
Fischschwärme im Schiffswrack
OpenBSD Logo (Kugelfisch) in der Nacht
Schildkröte im Vorbeiflug
Tauchen mit Delfinen!
Moräne


Die Individualreise ist etwas anstrengender. Obwohl die lokale Bevölkerung im allgemeinen (zumindest oberflächlich) sehr höflich ist, merkt man, dass die Touristen und somit das Geld ausbleiben. Entsprechend wird man, sobald man sich etwas interessiert zeigt, sofort angesprochen, eingelullt, man versucht einen irgendwohin mitzuschleppen um - logisch - dann einen Verkauf zu starten. Und natürlich kann nicht einfach ein normaler Preis genannt werden, wir kennen das aus Life Of Brian: Du kannst hier nicht einfach kaufen, du musst schon feilschen. Also kann man sich darauf einstellen, für eine Flasche Mineralwasser 15 Minuten zu handeln und trotzdem viel zu viel zu bezahlen. Und wenn man sich zu einer Touristenattraktion begibt, wird man von Herden von Verkäufern belagert, wie eine Herde Gazellen von Hyänen. Oder wie sagte die südafrikanische Mitreisende beim Hatschepsut-Tempel doch so prägnant: "Brace yourselves!" (was mich sofort zu meinem ersten Meme inspirierte).
Des weiteren gilt: Die realen Öffnungszeiten öffentlicher Gebäude oder von Touristenattraktionen brauchen nicht mit den offiziell veröffentlichten Öffnungszeiten übereinstimmen. Zum Beispiel besteht die Behauptung, das Ägyptische Museum in Kairo sei bis 19:00 geöffnet. Das war auch mal so, vor der Revolution. Seitdem wird um 16:30 geschlossen. Die Receptionisten des 5* Hotels oder die Taxifahrer halten es übrigens nicht für nötig, einen darauf hinzuweisen, wenn man um 16:15 eine 30 minütige Fahrt dorthin startet.
Ebenfalls sollte man damit rechnen, dass bei allen ausgehandelten Leistungen stets entweder weniger als erwartet geliefert wird, plötzlich versteckte Kosten auftauchen oder beides zusammen. Ebenfalls muss noch zusätzliches Bakschisch für Träger, Fahrer, Guides etc pp berücksichtigt werden.

Was haben wir uns denn angeschaut und was davon war wirklich sehenswert?
Trotz aller Unkenrufe zu Reisebeginn haben wir ein Hotel in Gizeh mit Blick auf die Pyramiden gebucht. Wie viele Leute haben uns gesagt, dass die Pyramiden schlicht keinen Besuch wert sind? Pah! Blödsinn! Die Pyramiden sind extrem sehenswert, die sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Man sollte hingegen kein Geld dafür ausgeben, in eine Pyramide hineinzusteigen. Es gibt dort schlicht gar nichts zu sehen. Ein schmaler, tiefer Tunnel, eine leere Grabkammer am Ende... und weisse Wände. Das Geld gibt man besser für die Grabmäler aus, welche ebenfalls zusätzlich kosten.
Ebenfalls in Kairo sollte man (während den tatsächlichen Öffnungszeiten) ins Ägyptische Museum, ins koptische Quartier oder einfach durch die Stadt streifen. Sobald man sich aus den touristischen Regionen hinausbegibt, ist es viel ruhiger und die Verkäufer sind viel anständiger. Viel Zeit hatten wir aufgrund Reisekomplikationen eines Begleiters nicht, so dass wir nicht mehr all zu viel zu sehen bekommen haben.

Als nächstes sind wir nach Aswan geflogen, v.a. mit dem Ziel, nach Abu Simbel zu gelangen. Diesen Ausflug haben wir direkt in unserem Hotel in Aswan bei Ankunft gebucht und sind am nächsten Morgen um 3 abgeholt worden. Alles in allem eine komfortabler, gelungener Ausflug, abgesehen vom frühen Tagesstart - und dass Abu Simbel jetzt nicht sooo spektakulär ist. Besonders ist daran eher, dass es sich um eine doppelte Ingenieursmeisterleistung handelt. Schon was die alten Ägypter geleistet hatten, ist schon ein wenig beeindruckend. Dass die modernen Ägypter beim Fluten des Nassersees die ganze Anlage verschoben und 1:1 wieder aufgebaut haben, steht dem aber kaum nach. Zu unserem Tourpaket gehörte auch ein Guide, der sich als sehr kompetent erwiesen hat. Zumindest, soweit wir das mit unseren Laienkenntnissen beurteilen können. Unterm Strich würde ich den Ausflug nicht noch einmal machen.
Ebenfalls zum Aswan-Programm gehören natürlich der Staudamm und der Philae-Tempel auf der Insel Elephantine. Zu bedenken ist, dass auch der Philae-Tempel durch Verschieben vor dem Stausee gerettet wurde.

Ebenfalls in Aswan haben wir eine Nilkreuzfahrt von Aswan nach Luxor gebucht. Hier sollte man unbedingt das Ufer entlang spazieren und direkt auf dem Schiff buchen. Das hat den Vorteil, dass man auch sieht, auf was für einen Kahn man sich dann begeben wird... Wir hatten Angebote für 50$ pro Nacht und Kabine für halbwegs schwimmfähige Rosthaufen bis hin zu 1700€ (nach CHF-Kurs 1.20) pro Person und Nacht. Wir haben uns dann für ein Schiff entschieden, das angeblich frisch aus der Werft kam (kein Neubau, wohl nur eine kleine Überholung) und uns für die Zwei-Kabinen-Suite 250$ pro Nacht (für 4 Personen) kostete. Für 150$/Person gab es dann auch ein komplettes Tourprogramm in Aswan, den Tempeln Edfu und Kom Ombo auf dem Weg nach Luxor sowie den Tempeln Karnak und Luxor und vier Gräbern im Tal der Könige inklusive Touristenführer. Sehr schön. Das war alles in allem ein lohnenswertes Gesamtpaket mit einem vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnis. Das ist soweit alles Standardprogramm und sollte auf jeden Fall gemacht werden.
In Luxor hatten wir noch einen weiteren Tag zur Verfügung und buchten daher ein Tourpaket ins Tal der Königinnen, zu den Arbeitergräbern und - besonders sehenswert - zu den Privatgräbern (Valley of the Nobles).

Natürlich gilt in all diesen Attraktionen im inneren striktes Fotografieverbot und zahlreiche lokale Wächter kontrollieren dessen Einhaltung. Oh, und selbstverständlich bietet jeder von ihnen an, dass man natürlich gegen ein kleines Bakschisch doch fotografieren dürfe...

Das war der kulturelle Teil, als nächstes fuhren wir im privaten Kleinbus von Luxor durch die Wüste nach Hurghada in ein All-Inclusive-Ressort, von dem wir uns aufgrund des Namens doch ein gewisses Niveau erwarteten. All-Inclusive? Waruuum? Ich persönlich wäre ja eher in ein normales Hotel gegangen, aber ein Teil unserer Reisegruppe ist leider für Wassersport gar nicht zu begeistern, so dass wir auch alternative Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten zur Verfügung haben wollten. Tja, leider war der Kasten eine riesige Enttäuschung:
- Beim Einchecken wurde uns erstmals noch 140$/Person für das Neujahrsdinner abgezockt. Angeblich hätte unser Reisebüro uns das sagen sollen. Tja, weder Agoda noch die Hotel-Homepage enthielten eine entsprechende Information... Und was gab es zur Neujahrsgala? Playback-Live-Violine... Bauchtänzerinnen ohne Bauch... ein trockenes, halbwegs billiges Buffet (Surimi??? Seriously? Bei den Preisen?)... Ein paar Flaschen Schnaps einheimischen Feuerwassers (Qualitätslabel: Château Migraine) standen auf dem Tisch, die man extra hätte bezahlen dürfen... Bier, wofür man selbstverständlich ebenfalls extra hätte bezahlen dürfen (remember: All-Inklusive Absteige und 140$ Extra - und dann sowas?). Wir sind dann deutlich vor Mitternacht ins Bett. Wir mussten am nächsten Morgen ja früh auf.
- Ausgewählt hatten wir die Absteige aufgrund der Tatsache, dass auf der Hotel-Homepage damit geworben wurde, dass sie eine Tauchbasis hätten. Und die Tauchbasis (eine Kette mit mehreren Ablegern in Ägypten) hatte verdammt gute Angebote. Tja, vor Ort durften wir dann erfahren, dass die Tauchbasis vor drei Monaten geschlossen wurde. Stattdessen hat uns ein windiger Händler am Hotelstrand ein Tauchpaket in einem Nachbarsressort verkauft, das nur minim teurer war. ähem. ja. PADI-AOWD-Kurs (mit 5 Tauchgängen) plus 5 weitere Tauchgänge für 480€ statt AOWD und 6 extra Tauchgänge für 300€... Dass der AOWD-Kurs dann minimalistisch gehalten wurde (was will ich mit dem Adventure-Dive "Unterwasser-Naturalist" anfangen... Was habe ich im Boots- und Strömungstaucher-Tauchgang gelernt? Die Tauchgänge waren ja immerhin vom Boot, aber Strömung war da nicht wirklich...).
- Und dann erst das Publikum... Ich war doch heilfroh, dass ich morgens jeweils um 7 gleich zu Eröffnung das Frühstücksbuffet stürmen durfte und mich anschliessend aus dem Pulk gänzlich entfernen konnte.
Fazit: Einmal ins Hilton - und danach nie wieder. Zumindest in Hurghada.

Generell gilt bezüglich Bezahlung ein paar Dinge zu beachten: Die Ware immer gut kontrollieren, ob vollständig und unbeschädigt. An kleinen Scheinen sollte man sich festhalten, da diese sehr begehrt sind. Sehr häufig bekommt man zu hören, dass der Gegenüber kein Wechselgeld habe. Gegen ein 5£E Bakschisch, das man auf den Preis aufschlägt, kann sich das gerne ändern (und wenn nicht, hat er womöglich wirklich keins...).
Euro und Dollar als Bargeld werden immer häufiger anstelle von Ägyptischen Pfund akzeptiert. Meist werden aber nur Banknoten angenommen. Vorsicht beim Rückgeld, wertlose ägyptische Münzen sehen auf den ersten Blick wie 1 und 2 Euro Münzen aus. Vorsicht auch beim Wechselkurs, unser Nilkreuzfahrtschiff wollte ursprünglich einen sehr ungünstigen Kurs verlangen, den wir erst noch auf den offiziellen Tageskurs herunterfeilschen mussten.
Kreditkarten werden nicht überall akzeptiert (so hatte unser Kreuzfahrtschiff seine Kartenterminals noch nicht geliefert bekommen). Handkehrum stellt sich die Frage, ob man seine Kreditkarte wirklich in jeden Kartenleser reinstecken will... Die Postcard der Schweizer Postfinance funktioniert nur an zufällig ausgewählten Bankomaten, ein Plus-Logo muss gar nichts heissen. Maestro-Karten sind deutlich unproblematischer.

Im Gegensatz zur Schweiz oder anderen sog. Erste-Welt-Staaten ist es überhaupt kein Problem, eine Prepaid-Simcard (in beliebigem Format) zu erwerben.

Was an Tauchausrüstung verliehen wird, ist gelinde gesagt gruselig. Der Überlebenswille legt nahe, dass man zumindest ein eigenes Atemregler-Set mitbringt. Dann weiss man immerhin, dass es auch mal gewartet wurde. Das dortige Material leckt überall und die Membranen der zweiten Stufen sind oft so durchgewetzt, dass sie nach dem ersten Atemzug auf Freilauf stellen... Ein eigener Anzug ist ein dickes Plus, wenn man nicht frieren will. Während meiner Reisen lagen die Wassertemperaturen zwischen 19°C und 23°C, das kann im ausgewetzten, alten 5mm Neopren-Anzug mit der Zeit doch kühl werden.

Das Land ist sehr schön, nur die Ägypter sind unterm Strich leider etwas mühsam. Einerseits ist es natürlich meine persönliche Intoleranz gegenüber ihrer anderer Mentalität, andererseits aber auch deutlich die Verzweiflung, da die Wirtschaft aufgrund ausbleibender Touristen kollabiert. Aktuell kommen gerade 5% so viele Touristen ins Land wie normal. Viele leiden Hunger, viele (grad die Händler) sind nur nicht arbeitslos, weil sie ein eigenes Geschäft mit Warenvorräten haben. Aber einkommenslos sind fast alle. Von dem her kann man die Aufdringlichkeit durchaus nachvollziehen. Nicht nachvollziehen kann ich hingegen die ständigen kleinen Betrügereien wie z.B. das schon erwähnte "oh, da ist noch ein kleiner verstecker, nicht erwähnter Kostenpunkt und ausserdem gibt's nur die Hälfte vom versprochenen", falsches Herausgeben von Wechselgeld, etc pp. Die Aufdringlichkeit hat sogar dazu geführt, dass einer meiner Reisebegleiter letztendlich so genervt war, dass er mit Scheuklappen durch Luxor gerannt ist und nur noch "La Shukran - No thank you - mir gebet NIX!!!" von sich gegeben hat.

Fazit: Im Prinzip ja, aber man sollte sich genau überlegen, auf was man sich da genau einlassen möchte. Die wichtigsten kulturellen Attraktionen habe ich gesehen, daher werde ich wohl nicht wieder durch Ägypten reisen wollen. Aufs Tauchboot würde ich hingegen durchaus wieder. Zuerst war ich übrigens auf der Kulturreise, danach auf dem Tauchboot. Ergo war zuerst die durchzogene, dann die positive Erfahrung. Einfach, damit dies zueinander deutlich im Verhältnis steht, da ja die Tauchsafari im Text als erstes beschrieben wird.

Reisetipps für Japan

^ v M ><
Kürzlich war ich in Japan. Das Land ist sehr reisefreundlich, dies Aufgrund der freundlichen und hilfsbereiten Menschen, des gut ausgebauten ÖV-Systems, für Schweizer Verhältnisse tiefen Preisniveaus (Deutsche mögen das anders empfinden), schöner Landschaften und interessanter Städte. Lediglich Mitgliedern, Wählern und sonstigen Anhängern der SVP würde ich von der Reise dringlichst abraten, der Dichtestress könnte fatal sein :-P Reiseinformationen finden sich zwar relativ ausreichend und Wissenslücken schliessen sich vor Ort relativ schnell. Dennoch liste ich hier einige Erfahrungen und Hinweise auf, welche viel Zeit für die vorgängige Nachforschung benötigt haben oder sich erst vor Ort ergeben haben.

Hier also ein paar Tipps und Hinweise:
  • Die Einreise ist unproblematisch mit einem gültigen Schweizer Pass. Man muss lediglich ein paar Einreiseformulare ausfüllen und bekommt einen Stempel in den Pass gedrückt. Wichtig: Auf den Formularen muss eine Aufenthaltsadresse in Japan und eine Telefonnummer angegeben werden. Man sollte sich also vorgängig über die genaue Adresse des ersten Hotels informieren (oder eine plausibel wirkende Adresse erfinden...).

  • Bambuswald
    Japan ist ein Bargeldland, Plastikgeld ist wenig gebräuchlich. Bargeld wird überall akzeptiert und Münzgeld ist für viele Bezahlvorgänge nötig. Viele Verkaufsautomaten akzeptieren auch 1000 Yen Noten. Ticketautomaten in Bussen geben oft kein Rückgeld, man benötigt also den genau abgezählten Betrag. An derartigen Orten befindet sich in der Regel immer ein Münzwechsler.
    Europäische Bankkarten funktionieren nicht zwingend an allen Bankomaten. Die in vielen 7-11 Geschäften sowie bei der Post vorzufindende Bankomaten akzeptierten aber anstandslos Postcard und Mastercard. Am Flughafen Narita beim Durchgang zu den Zügen befinden sich Bankomaten von 7-11, man muss somit nicht zwingend mit grossen Barbeträgen einreisen. Das Geld abheben ist ein Erlebnis für sich, bei der Geldausgabe ertönt eine TADA!-Fanfare, die einen wie Link in den Zelda-Spielen fühlen lässt, wenn man die grosse Truhe einer Burg öffnet.
    Der Franken-Yen-Kurs betrug im Oktober 2014 ca 1:110, ich habe die Preise konservativerweise jeweils grob durch 100 geteilt und etwas abgerundet.

  • Wer viel mit dem ÖV reisen will, sollte über die Anschaffung des Japan Rail Pass nachdenken. Dieser kann aber nur ausserhalb Japans erworben werden! Dafür kann man damit fast ohne Nachdenken in jeden Zug der JR-Gesellschaften einsteigen und Platzreservationen können kostenlos am Bahnschalter vorgenommen werden. Ohne Railpass kommen oft noch Buchungs- und Reservationsgebühren hinzu, wodurch man schnell mehr Zeit und Geld für Tickets ausgeben muss, als gedacht (wurde mir von diversen Reisenden ohne Railpass erzählt).
    Shinkansen-Kompositionen sind aus reservierten und unreservierten Wagen zusammengesetzt, ohne Reservation darf man nur im unreservierten Wagen sitzen. Am Bahnsteig sind die Türpositionen eingezeichnet, dahinter wird Schlange gestanden. Drängeln gehört sich ebensowenig wie telefonieren im Zug. Dies gilt für jede Art von ÖV. Dadurch wird die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel übrigens sehr entspannend.
    Nicht jeder Shinkansen darf mit dem Railpass genutzt werden, zwei Linien südlich und eine nördlich von Tokyo gehören nicht dazu. Es ist aber nicht schlimm, wenn man einen falschen besteigt. Man wird lediglich gebeten, beim nächsten Halt auszusteigen. In Japan gibt es diverse Bahnbetreibergesellschaften, so dass man bei der Planung über z.B. Google Maps (das kennt alle Bahnverbindungen) etwas vorsicht walten lassen muss, wenn man nur JR-Linien benutzen will.
    Für die Metro in Tokyo gibt es eine hilfreiche App, welche auch offline funktioniert. Für Japan Rail gibt es eine App, welche aber Internetverbindung erfordert.
    Grundsätzlich ist in Zügen und Bahnhöfen fast alles auf japanisch und englisch angeschrieben und Durchsagen erfolgen ebenfalls zweisprachig. Die einzige Ausnahme waren die Busse auf Okinawa, allerdings ist das Busssystem dort leider sehr durch den amerikanischen Kolonialherren geprägt.
    Um die Bahnsteige und zum Teil das Innere von Bahnhöfen zu betreten, muss eine Kontrollschranke passiert werden, wofür man ein gültiges Ticket braucht. Die Kontrollautomaten sind ausgesprochen hochwertig und man kann die Tickets in beliebiger Richtung eingeben. Für den Wechsel zwischen zwei Bahnbetreibern ist es gelegentlich nötig, zwei Tickets einzuschieben. Diese müssen aufeinandergelegt und gleichzeitig eingeführt werden (man kommt nicht aus dem Staunen heraus, das funktioniert zuverlässig). Für Railpass-Besitzer und sonstige Spezialfälle gibt es üblicherweise zusätzlich ein bemannten Durchgang. An eine Metrostation befand sich lediglich eine Sprechanlage, an der man dem Kontrolleur angeben musste, dass man gerne mit Japan Rail Pass passieren möchte. Das hat problemlos geklappt... ausser Morgens um 5, da mussten wir mangels Antwort illegal drübersteigen.

  • Vom Flughafen Narita nach Tokyo Innenstadt gibt es diverse Verbindungen. Von Japan Rail fährt eine Metro direkt nach Tokyo Station, die ist aber recht lange unterwegs. Der Keisei Skyliner (nicht im Railpass enthalten) fäht via Nippori und endet in Ueno Station. Der Schnellzug (40min) kostet um die 2800 Yen, der Bummelzug (80min) kostet weniger als die Hälfte.

  • Japanische SIM-Karten kann man zwar nur schwer kaufen, aber leicht ausleihen. Am Flughafen Narita stolpert man auf dem Weg zum Zug unweigerlich über entsprechende Anbieter. Das ist allerdings relativ teuer. Oft werden auch mobile WLAN-Hotspots vermietet. Zwingend nötig ist dies aber nicht, da man an sehr vielen Orten gratis WLAN hat. In Hostels und Hotels gehört WLAN zum Standard. Einige Bahnhöfe haben ebenfalls kostenlose Hotspots. Einzelne Städte stellen ebenfalls punktuell kostenloses WLAN.
    Von meinem hiesigen Provider habe ich ein 50MB Roaming-Paket gebucht. Das war hilfreich für die gelegentliche Suche bestimmter Lokalitäten in der Stadt. Davon benötigt habe ich aber keine 20MB.
    Google Maps war ein unerlässlicher Navigationshelfer, da man die Karten aber durch vorgängiges Abrufen per WLAN für den Offline-Betrieb cachen kann, musste ich kaum je per 3G online gehen. Wichtige Punkte sollte man als Pins/Sterne markieren und speichern. Lediglich die Suche von Google Maps braucht dann noch eine Internetverbindung.

  • Das Stromnetz wird mit nur 100V betrieben (ja, liebe Klugscheisser. es sind tatsächlich 100V, nicht 110V!). Mitgenommene Geräte müssen damit klarkommen. Aktuelle Schaltnetzteile wie sie als Ladegeräte für Handies, Tablets und Notebooks genutzt werden, sollten eigentlich keine Probleme haben. Aber besser vorher nachschauen, sollte das Gerät doch nur für 230V zugelassen sein, geht es kaputt und verursacht u.U. weitere Schäden (Brandgefahr)! Ebenfalls beachten sollte man, dass einige Regionen 50Hz, andere hingegen 60Hz Netzfrequenz nutzen. Auch hier müssen die Verbraucher kompatibel sein.
    Fast alle Steckdosen sind nur zweipolig vom Typ A / NEMA-1. Dreipolige Reiseadapter (Typ B / NEMA-5) lassen sich zwar in einige Verlängerungskabel/Steckerleisten einstecken, aber eben längst nicht in alle! Ausserdem sind Handyladegeräte bzw generische USB-Netzteile sowie Steckeradapter in Japan recht schwierig käuflich zu erwerben (oder relativ teuer). Idealerweise legt man sich so etwas also schon in Europa zu. USB-Kabel, Powerbänke und Notlader (mit AA-Batterien) gibt's lustigerweise an jeder Ecke...

  • Das Hahnenwasser (Leitungswasser) ist grundsätzlich überall trinkbar, schmeckt aber intensiv nach Chlor. Wer keine Lust auf Schwimmbadaroma hat, sollte also auf Mineralwasser umsteigen. Das ist kein Problem, Getränkeautomaten gibt's alle 50m und die Preise sind absolut akzeptabel. Die Auswahl ist meist recht gross, Wasser, Grüntee, Reistee, süsse Softdrinks und kalter Kaffe gehören zum Standard. Ausgefallenere Automaten haben sogar heissen Kaffee (in Dosen) im Angebot, der soll auch gar nicht schlecht sein. Ich bin trotzdem beim kalten, ungesüssten Grüntee geblieben.

  • Typische Bento Box
    Essen ist nicht teuer und ausgesprochen lecker. Man darf allerdings nicht heikel sein, sonst lässt man sich vieles entgehen! Oft habe ich etwas bestellt, ohne genau zu wissen, was es ist. Geschmeckt hat aber immer alles. Die Anstandsregeln sollte man einhalten. Esslokale jeder Art gibt es wie Sand am Meer, meist besteht die Qual der Wahl. Für Unterwegs kann man Bento kaufen (Schachteln mit diversen Speisen). Achtung, im ÖV essen ist ausser im Shinkansen oder einigen anderen Fernverkehrszügen tabu!

  • Die meisten Japaner sprechen sehr schlecht und sehr wenig Englisch, bemühen sich aber dennoch um die Kommunikation. Oft hilft es, etwas aufzuschreiben, schritliche Kommunikation klappt meist besser. Falsch geschriebenes laut mit deutscher Buchstabenaussprache lesen ist hilfreich (z.B. "Shopping Mool" statt "Shopping Mall" - ein Deutschsprachiger ohne Englischkenntnisse würde es wohl auch so schreiben).
    Ich hatte zwar ein Wörterbuch Deutsch-Japanisch/Japanisch-Deutsch dabei, habe es aber kaum je gebraucht. Für Übersetzungen per Smartphone hatte ich die Testversion von WayGo installiert, aber nicht gebraucht. Meist brauchte ich - wenn überhaupt - Übersetzungen von elektronischen Beschriftungen, da hat oft die Handykamera versagt...

  • Normale Hotels sind relativ teuer und das Personal spricht nur minimalstes Englisch. Allgemein war die Qualität der benutzten Hotels etwas durchzogen, das eine war ganz OK, das andere laut und unbequem (und das WLAN eingeschränkt... geht ja wohl gar nicht!). Ryokans (traditionelle Hotels) scheinen für das gleiche Geld deutlich besser zu sein, ausserdem bieten sie sehr gutes Essen, in vulkanischen Gebieten u.U. sogar einen eigenen Onsen (heisses Bad). Mein Tipp: Hostels (Jugendherbergen) bieten nicht nur ein niedrigeres Preisniveau sondern auch Personal mit ausgezeichneten Englischkenntnissen und generell ein gutes Preis/Leistungsverhältnis. Soweit meine kleine Auswahl an Hotels, Ryokans und Hostels repräsentativ war... Alternativ scheint AirBnB relativ weit verbreitet zu sein und ist zumindest in Tokyo eine günstige Alternative zu den überbuchten Hotels. Es ermöglicht auch, mit der lokalen Bevölkerung Kontakt zu knüpfen. Unser erster Gastgeber hat uns denn auch sogleich zum Essen mitgenommen und uns mit mehr Hinweisen eingedeckt, als wir verarbeiten konnten.
    Grossstädte sind an Wochenenden oft komplett ausgebucht (zumindest in der Kategorie vierstelliger Yen-Preise). Da macht es Sinn, zeitig im Voraus zu buchen.

  • Kyoto by night
    Die japanische Tagesplanung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ab 4:30 fahren die ersten Züge. Um 5:30 ist Sonnenaufgang, um 6:00 steht die Sonne am Himmel. Um 7:30 gehen die ersten Läden auf. Um 8:30 zieht Leben in die Städte ein. Um 17:30 dämmert es wieder und um 18:00 ist es stockdunkel. Der Ausgang beginnt ab 22:00. Je nacht Ort und Typ ÖV ist Betriebsschluss ab 22:30, um 0:30 ist endgültig Feierabend und die einzigen Wege nach Hause sind Füsse, Velo oder ein ziemlich teures Taxi. Geschäfte sind oft bis Mitternacht oder länger geöffnet. Der Ausgang endet mit den ersten Zügen.
    Ich war an einem Metalfestival, welches in einer Halle stattgefunden hat. Per ÖV nach Hause kommen war kein Problem, da der Headliner schon um 19:00 spielte und um 21:00 fertig war, worauf die Halle geräumt wurde.

  • Wer Verwandtschaft hat, die auf Postkarten besteht: Macht ihnen klar, dass es unter Umständen keine Karte aus Japan geben könnte! In Kyoto sind wir nur per Zufall über einen Laden gestolpert, der so etwas führte, auf Okinawa musste ich 4h lang suchen! Die Karten gibt es fast immer nur in Paketen von 5-10 Karten, die ab 400 Yen kosten. Das Porto nach Europa beträgt günstige 70 Yen. Zur Not bieten einige 7-11 einen Druckdienst, der ein eigenes Foto von USB-Stick oder SD-Karte auf Postkartenpapier drucken kann. Das ist aber relativ teuer.

  • Okinawa tickt generell etwas anders. Wie schon erwähnt ist das ÖV-System recht schwach ausgebaut. Eine inoffizielle Karte mit allen Buslinien auf Okinawa findet sich hier. Unterhalb der Kartenansicht gibt es einen Link "PDF Map", womit eine offline-Version heruntergeladen werden kann.
    Wer die Insel individuell erkunden will, sollte sich die Mühe machen, den Führerschein auf japanisch übersetzen zu lassen (Schweizer können das in der Botschaft in Tokyo erledigen bzw vorgängig aus der Schweiz organisieren) und ein Auto zu mieten. In Japan herrscht Linksverkehr!
    Generell empfehle ich aber in der Nähe der Monorail zu bleiben, da sich alles Relevante (Flughafen, Hafen, Hotels, Einkaufs- und Ausgangsmeile, etc) entlang oder in Gehdistanz von deren Stecke befindet (mit Ausnahme der Ashibanar Shopping Outlet Mall. Dorthin gibt es übrigens noch einen stündlichen Direktbus ab Naha Airport). Die Ausgangsmeile befindet sich zwischen den Monorailstationen Ashibashi und Makishi (entlang der Kokusai Dori). Nicht verpassen sollte man die international orientierte Rehab Bar, allerdings läuft vor 21:00 gar nichts und vor 22:00 nicht viel.
    Am Ende der Strecke in Shuri befindet sich das Okinawa Castle, welches die sehenswerteste Burg war, die ich besucht habe.
    Für Tauchgänge lautet meine Empfehlung Kaifu Divers - schreibt ruhig auf deutsch! Der Rundumsorglos-Service war beeindruckend (persönliche Betreuung inkl. Abholung am Flughafen und Abladen am Hotel, dazu noch schöne Erinnerungsfotos). Weitere Tauchbasen sind sind hier gelistet. Der letzte Tauchgang beim Bootsausflug war schon relativ früh zu Ende, so dass man bei knappem Zeitbudget durchaus am nächsten Tag schon ab 14:00 nach Tokyo zurückfliegen kann.

  • Drei Affen: nichts böses sehen, nichts böses hören, nichts böses sagen.
    Gewalt und Kriminalität sind praktisch inexistent. Die Polizei präsentiert sich trotzdem beeindruckend. Meist ohne Schusswaffen, dafür mit deftigen Schlagstöcken. Sehr grossen Eindruck hat der Polizist am Flughafen gemacht, der seine nach vorne ausgestreckten Arme wie ein Wächter aus der Samuraizeit auf seinem Jo (1.20m langer Stock) aufgestützt hatte.
    Die grösste Gefahr sind Naturkatastrophen. Insbesondere die südlichen Inseln sind von Taifunen bedroht, man sollte also immer einen Blick auf die Wettervorhersage halten. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten können Ziegel und andere Trümmerteile zu tödlichen Geschossen werden. Ansonsten sind Vulkanausbrüche eine reale Gefahr, wenn man sich in die Berge begiebt. An der Ostküste ist bekanntlich mit Tsunamis zu rechnen (wenn das Wasser schnell zurückgeht: Lauf einfach so schnell du kannst in die andere Richtung, ja?). Mit Erdbeben muss jederzeit und überall gerechnet werden, aber die Häuser sollten an sich erdbebenfest sein.

  • Wer überhaupt nicht gerne fotografiert wird, sollte um die einheimische Bevölkerung einen grossen Bogen machen (sofern das denn in der Menge geht) und jeglichen persönlichen sozialen Kontakt vermeiden. Die Japaner sind sehr fotografiebegeistert und lieben es Selfies zu schiessen. Neue Freunde werden sofort auf einem gemeinsamen Bild verewigt (natürlich, man wird vorher gefragt, aber nein sagen wäre unhöflich).

  • Reiseführer sind Geldverschwendung, Japan Guide, Wikitravel, Wikipedia, Google Maps und andere Reisende sind ausgezeichnete Informationsquellen. An einigen Orten bieten sich Einheimische insb. an Wochenenden als kostenlose Fremdenführer an. In Nara hatten wir das Glück, dass uns der pensionierte Beamte Tetsuo vom Nara Guide Club über 5h lang durch die Tempel und Gärten führte und uns sehr detaillierte Erläuterungen abgab. Dafür wollte er überhaupt keine materielle Gegenleistung (wir haben trotzdem darauf bestanden, das Mittagessen zu bezahlen). Ein häufiger Grund für diese Angebote ist, dass diese Leute auf diese Weise ihr Englisch anwenden und verbessern können.


Was ist denn sehenswert?


Tokyo im Nebel
Tokyo habe ich etwas vernachlässigt, die Stadt bietet aber genug, um sich tagelang unterhalten zu können. Man sollte "Electronic Town" und das neonbeleuchtete Nachtleben in Shinjuku und Shibuja nicht verpassen. Der Picadilly Circus ist dagegen ein Kinderzirkus. Und nur unweit davon gibt es in Shibuya noch mehr Neonlicht und Einkaufsmöglichkeiten am Abend.
Kyoto bietet ebenfalls mehr zu sehen, als man Zeit hat. Viele Tempel und Schreine lassen sich beliebig gründlich erkundigen. Ausserdem gibt es die Möglichkeit, Tagesausflüge z.B. nach Nara zu noch mehr Tempeln zu machen.
Hiroshima ist historisch sicher interessant, aber viel mehr zu sehen gibt es nebenan auf der Insel Miyajima, die als eine der schönsten Gegenden Japans gilt.
Wer es etwas ländlicher mag, sollte etwas in die Berge fahren und sich in der Präfektur Gifu nach Gero begeben, wo es viele traditionelle Bademöglichkeiten (Onsen) gibt, und/oder weiter in das malerische, historische Dorf Takayama. Dort befindet sich auch ein Museum mit traditionellen Häusern aus ganz Japan. Ebenfalls ländlich und wegen des frühen Herbstes auch schon ab Mitte Oktober herrlich farbige Nikko. Unter keinen Umständen sollte man es verpassen, einen Blick auf den majestätischen Fujisan zu werfen.
Das Tempeltor von Miyajima im Sonnenuntergang
Herbstfarben in Nikko
Vulkankegel in Vollendung: Fujisan
Japans höchste Pagode in Kyoto
Amerikanisch befriedet: A-Bomb Dome in Hiroshima


Wer es gerne warm hat, kommt kaum um das weit im Süden gelegene Okinawa herum.
Okinawa unter Wasser
Blick auf Okinawa
Burg von Okinawa

Bang Your Head

^ v M ><
Langsam aber sicher kommen wir zum Ende der Geschichte. Aber wenn eine gelungene Reise mit einem guten Festival beginnt, kann man sie auch mit einem guten Festival ausklingen lassen. So habe ich mich in Stockholm also statt in den Flieger nach Zürich in den Flieger nach Stuttgart gesetzt. War total langweilig. Obwohl unsere Obrigkeiten ja ständig von der wahnsinnigen Terrorgefahr beten, war kein einziger Terrorist an Bord. Keine Entführung, keine Bomben, einfach nichts. Doof :-P Wesentlich spannender war da die Flugvorbereitung. Wie bekommt man eine komplette, tonnenschwere Campingausrüstung samt Klamotten und was man sonst noch so braucht in einen flugkompatibles Format? Irgendwie unter Rücklassung einiger bis auf weiteres verzichtbarer Gegenstände (welche mir noch nachgeliefert werden! Ein grosses Danke schon im Voraus!) bin ich dann auf eine Packung aus Rucksack und Zelt von 19.5kg sowie "etwas" Handgepäck gekommen.

In Stuttgart begab ich dann erst mal nach Gmünd und besuchte Sarah. Natürlich kochte ich auch meine original schwäbischen Spätzle. Darauf hatte ich schon ziemlich lange einen mordsmässigen Appetit gehabt. Nach einem Tag Stadtbummel setzte ich mich dann in die schwäbische Eisenbahn Richtung Balingen. Da die Bahn ganz entgegen gängiger Klischees pünktlich war, traf ich rechtzeitig zum Auftritt der Youngsters von Kissin' Dynamite ein. Es reichte sogar noch, um vorher mein Gepäck zum Campingplatz zu bringen, wo ich freundlicherweise im Zelt von Freunden schlafen konnte. Nach Kissin' Dynamite war Ex-Manowar-Klampfer Ross The Boss dran, der einen hervorragenden Auftritt hinlegte.

Nach Ross begab ich mich vorerst in den grossen Merchandise-Bereich, anschliessend war etwas Campingplatz angesagt, so dass ich erst wieder zu Lita Ford vor der Bühne stand. Anschliessend lege U.D.O. (Bild) ein Best-Of der wichtigsten Accept-Songs hin. Wenn ich mich nicht verzählt hab, wurden gerade mal 4 U.D.O.-Songs zwischen die Accept-Kracher gestreut. Musikalisch einfach nur perfekt. Als Abschluss des Tages gab es Journey, die hier im Gegensatz zum Sweden Rock Festival bei Dunkelheit spielen durften, so dass es auch etwas Lichtshow gab.

Am nächsten Tag beglückte uns Petrus mit perfektem Festivalwetter, sprich strömendem Regen. In einer kurzen Regenpause schafften wir es auch tatsächlich vom Zelt zum Bus, jedoch beim Ausstieg aus dem Bus vor dem Festivalgelände wurden wir bereits wieder kräftig zugeregnet. Wir begaben uns folglich schnurstracks ins trockene Bierzelt, das Morgens um 9 noch gähnend leer war. So bekamen wir das Morgenprogramm mit Cloven Hoof, Lääz Rockit, Powerwolf, Driver und Warrior zwar nur aus weiter Ferne mit, dafür immerhin wasserfrei. Anschliessend überlegte es sich auch Petrus etwas anders und drehte den Wasserhahn wieder zu, so dass man sich bei idealen Temperaturen vor die Bühne begeben konnte, um den Nachmittag einzuverleiben, welcher von Pink Cream 69 (Bild) begonnen wurde.
Es folgten Hardcore Superstar, Exodus, Y&T bevor der Hauptgrund für meinen Abstecher in Balingen auftrat. Als Co-Headliner waren W.A.S.P. (Bild links) gebucht. Schade war nur, dass das Publikum schon etwas müde war. Leute, wenn Blackie sein Handtuch demonstrativ mit seinem Schweiss tränkt und es danach in die Menge wirft, wird schon etwas Action erwartet, nicht einfach weiter rumstehen und nach vorne glotzen :-) Blackie war übrigens trotzdem hervorragend gelaunt (ist ja keine Selbstverständlichkeit) und nur 10 Minuten zu spät, so dass er doch noch 60 Minuten spielen konnte (was schon fast der vollen W.A.S.P.-Konzertlänge von max. 75 Minuten entspricht). Als Headliner waren Blind Guardian (Bild rechts) angesagt, welche noch ein feines Best-Of spielten.

Damit waren auch meine Ferien zu ende, am nächsten Tag wurde ich nach Hause gefahren und durfte mich erst mal durch einen riesigen Berg Wäsche kämpfen :-)

Kajakfahren in Stockholm

^ v M ><
Nach 9 Tagen Training für die Beine war es an der Zeit, wieder mal was für die Arme zu tun. So suchten wir uns in Stockholm einen guten Verleih für Wassersportgerät und mieteten kurzerhand ein Kajak. Es handelte sich dabei um ein Kajak für zwei Personen, das wir dann vollstopften mit Campingaccessoires, Kleidern und Essen, um dann auf eine weitere Reise zu gehen. Die Leute vom Verleih waren wirklich sehr freundlich. Wir durften das Kanu für die drei Tage nicht nur zum Preis einer Week-End-Rate haben (was wesentlich günstiger als zwei oder sogar drei Einzeltage ist), sie stellten auch noch das ganze Büro auf den Kopf um eine optimale Karte für unsere Route zu finden und gaben uns zuletzt den Inhalt ihres Kaffeewasserkanisters mit. Aus diesem Grund erlaube ich mir an dieser Stelle etwas Schleichwerbung :-)

Mit etwas Übung schafften wir es dann auch mit der Zeit, das Kanu einigermassen auf Kurs zu halten. Das nützte uns aber nicht viel, da wir gleich im ersten Kanal falsch abbogen. Dadurch fuhren wir erst quer durch Stockholm, was aber gar nicht übel war. Stockholm vom Wasser aus zu sehen ist durchaus faszinierend. Da bekommt man Stellen zu Gesicht, die man zu Fuss nicht erreichen kann!

Ob der König wohl Freude gehabt hätte, wenn wir das Zelt in seinem Garten aufgeschlagen hätten? Wir gingen nicht davon aus, daher legten wir in der ersten Nacht doch lieber an einer Halbinsel gegenüber von Schloss Drottningsholm an. Am nächsten Tag paddelten wir weiter bis uns Arme und Rücken schmerzten. So beendeten wir die Reise auf einem Landstück, das von einem markanten Hügel geprägt wurde. Von da oben gab es eine herrliche Aussicht auf Stockholm Leider gab es das einzig ebene Stück Boden erst rund 50m über dem Wasser, so dass wir das Zelt doch lieber auf abschüssigem Gelände aufschlugen. Das führte halt dazu, dass wir alle zwei Stunden aufwachten und wieder einen Meter hochkriechen mussten.

Zuletzt war wieder die Heimfahrt angesagt. Letzendlich absolvierten wir nur eine halb so grosse Strecke wie geplant. Die Vermieter meinten so, ach, 10km pro Stunde schafft Ihr locker... ja, dafür waren wir wohl doch noch zu sehr Anfänger :-) Im Hafenbecken von Stockholm packte uns dann aber doch noch der Ehrgeiz (oder Geschwindigkeitsrausch?) und so versuchten wir noch ein paar Renneinsätze, d.h. paddelten so schnell wie wir konnten. DAS ging dann ordentlich in die Arme.

Vielleicht fragt sich der Leser nun, wieso da im Gegensatz zu den letzten Beiträgen nur Text und keine Bilder sind. Das ist ganz einfach, ich liess meine Kamera lieber im Trockenen. Einerseits wäre es mit dem Zweierkajak durchaus möglich, eine Eskimorolle durchzuführen. Allerdings müsste man dafür die Bewegung koordinieren. Andererseits sei so ein Zweierkajak aber auch praktisch unkenterbar, das hätten bislang nur zwei Instruktoren mal geschafft, weil der eine mal eine Eskimorolle demonstrieren wollte und der andere das nicht so ganz mitbekommen hat. Soweit unser Verleiher. Aber item, Nik hat etwas rumgeklickt, leider hat er mir seine Bilder noch nicht geschickt. Da kommt also noch was hier rein. Vielleicht.

Midsommar

^ v M ><
Weiter geht's mit meinem Reisebericht:

Wieder in Stockholm packten wir erst die in Abisko gekauften Fleischvorräte aus und begannen mit der Zubereitung eines herrlichen Rentierbratens. Dazu gab es Nudeln, Süsskartoffeln und Gemüse. Ausgesprochen lecker! Vor allem nach wochenlangem Entzug richtig gut gekochten Essens (ja, das im Restaurant von Abisko war auch sehr fein, aber halt nicht selbstgekocht)!

Nun wurde es langsam Zeit der Sommersonnenwende, was die Schweden bekanntlich ausgesprochen ausgelassen feiern. Wir bekamen den Tipp, doch nach Sandhamn zu gehen, dort würde am Strand stets die beste Spontanparty in ganz Schweden steigen. Gesagt getan, wir packten unsere Siebensachen (Campingausrüstung, Essen und Alkohol) und begaben uns auf dieses ominöse Partyeiland. Wir fanden zuallererst mal sehr viel Polizei und durchgehend geschlossene Läden, Restaurants und Bars an. Na gut, denn halt direkt zum Strand. Sehr gross ist die Insel nicht, es gibt auch nur einen Strand, also waren wir wohl schon am richtigen Ort. Es hatte grad mal sechs weitere Personen dort. Ganz offensichtlich, eine riiiiiiesige Party... Wir hatten es so halt einfach im kleinen Rahmen gemütlich. Dennoch beschlossen wir, die angeblich noch grössere Party vom nächsten Tag nicht abzuwarten sondern wieder nach Stockholm zurückzukehren. Das schien auch die richtige Entscheidung, denn wir verliessen die Insel mit dem letzten Schiff und damit kamen keine neuen Partycamper an.

So machten wir uns erneut an ein kulinarisches Meisterwerk und verarbeiteten das Elchfleisch zu einem absolut delikaten Gaumenschmaus, der sich durchaus an Kochmeisterschaften in die vorderen Ränge einreihen kann. Dazu gab es selbstgemachte Semmelknödel. Oh was hab ich mich daran überfressen!
Elchfleisch ist noch etwas feiner als Rentierfleisch. Es ist zarter und hat überhaupt keine der negativen Aspekte, welche Wildfleisch haben kann. Es ist also nicht nur als Kebap verarbeitet an Festivals sondern auch in normaler Küche eine exzellente Speise!

Trekking in Lappland

^ v M ><
Wie schon fast üblich war ich auch dieses Jahr der Meinung, dass sich eine Reise von über 1000km "nur" für ein Festival (auch wenn es meiner Meinung nach das beste der Welt ist) nicht wirklich lohnen. Da musste folglich noch mehr her. Mit der Idee, in der Wildnis Schwedens wandern zu gehen, stand ich offensichtlich nicht ganz alleine da, kurzum fand sich da genügend Begleitung, um das zu realisieren. Doch 1000km sind einfach nicht genug, so dass nochmals rund 1500km dazugezählt wurden. So fuhr ich nach dem Festival erst 500km weit nach Stockholm, wo wir im Studentenwohnheim Lappis (das ich schon von 2006 kenne) ein erstes Basislager aufschlugen. Die nächsten zwei Tage machte ich noch einige notwendige Besorgungen, z.B. eine neue Trekking-Hose, auf deren Etikett steht übrigens explizit drauf, dass sie mückenstichfest sei. Interessant war die Auswahl im Laden. Es gab genau 3 Hosen in meiner Grösse (geschätzter Anzahl ausgestellte Modelle: 200 Stück). Eine war zu klein, der ganze Rest irgendwo zwischen zu gross und viel zu gross. Ob die Schweden wohl alle breite Wikingerhüften haben, um ihre breiten Wikingerschultern zu tragen? Ist mir zwar nicht so sehr aufgefallen ;-)

Danach setzten wir uns für weitere 1000km in nördlicher Richtung in den Nachtzug nach Abisko. Abisko liegt nördlich des Polarkreises irgendwo zwischen Kiruna und Narvik auf der Eisenerzlinie, unmittelbar vor der norwegischen Grenze. Das Dorf besteht aus einem Hotel für die Wanderer und einem riesigen Einkaufsladen für die norwegischen Einkaufstouristen.
Knapp aus dem Zug gestolpert begaben wir uns dann mit je 27-30kg Gepäck auf dem Rücken auf den Kungsleden, den berühmten Fernwanderweg. Unser Ziel war eigentlich der Kebnekajse, der höchste Berg in Lappland. Anschliessend sollte die Wanderung nach sieben Tagen in Nikkaluokta enden.


Die ersten zwei Tage wanderten wir gemäss aufgestelltem Plan. Wir marschierten durch Moorlandschaften, über nördliche Moosböden und durch Schneefelder. Dabei genossen wir gelegentlich ausgesprochen gesunde (und kostenlose) Kneippkuren in eiskalten nordischen Bächen.



Auch zu sehen gab es viel, Lappenhütten, Rentiere, Hasen, Vögel, herrliche Seenlandschaften und schneebedeckte Berge. In der ersten Nacht bauten wir das Zelt auf und übten uns im Feuermachen ohne zivilisatorische Hilfsmittel. Leider war die Übung etwas vergeblich, denn kaum war das Feuer an, setzte der Regen ein. Immerhin schläft es sich auf der dicken Moosschicht auf dem Boden ausgezeichnet! Bequemer geht's wirklich nur noch mit einer teuren Matratze.



Am Ende des zweiten Tages erreichten wir die Alesjaurehütte, wo wir auf einen Franzosen trafen. Dieser berichtete uns, dass er soeben vom Tjäktapass zurückgekehrt war und dieser aufgrund hüfthohen Schnees nicht passierbar sei. So beschlossen wir, anstelle via Tjäktapass zum Kebnekajse direkt nach Nikkaluokta über das Seitental Vistasvagge zu wandern und von dort gegebenenfalls zum Kebnekajse vorzustossen. Doch erst legten wir noch einen Ruhetag ein und übten uns absolut erfolglos im Angeln.


Vistasvagge ist über einen Pass zugänglich, auf welchem sich drei Seen befinden. Diese waren zum Zeitpunkt unserer Passierung noch halb zugefroren. Kaum über die Passspitze hinausgelangt, war uns dann auch schon klar, wieso Microsoft ihr Betriebssystem "Vista" nannte. Offensichtlich waren die Namensgeber ebenfalls mal in Vistasvagge. Die nächsten paar Tage durften wir sämtliche Features von Windows Vista hier in Wanderform geniessen.


Als erstes ist uns die sehr eindrückliche und ausgesprochen schöne Optik aufgefallen. Doch gleichzeitig pfiff uns auch ein eisiger Wind entgegen. Kappe, Handschuhe und Schal waren ab sofort Standardkleidung. Hoch über uns lag eine dicke Hochnebeldecke, worüber sich wohl noch eine Schicht Wolken befand. Jedenfalls war das Tal eher feucht. Der Boden war total sumpfig und Regen gab es täglich. In Kombination mit dem Wind ergab dies Wasser von unten, von oben und von allen Seiten. Glücklich, wer regenfeste Kleidung dabei hat.




Entlang des lehrbuchmässig mäandrierenden Vistas-Flusses wanderten wir bis zur Vistasjaure, der Wandererhütte im Vistastal. Dort machten wir auch bekanntschaft mit dem Hauptfeature von Vista. Tatsächlich soll es in Lappland über 500 verschiedene Arten von flatternden Blutsaugern geben. Somit existieren eigentlich genügend Bugs. Wir hatten unglaubliches Glück noch vor Midsommar dort zu sein, da waren sie zahlenmässig noch gering und auch kaum aggressiv.
Und wir haben tatsächlich noch unseren ersten Elch zu Gesicht bekommen!

Nach einem weiteren halben Tag Kampf mit dem Sumpf lernten wir dann nun endgültig, warum man sich mit Microsoft nicht anlegen sollte. Da standen wir nun in einer ziemlichen Sackgasse. Links hohe Berge, rechts ein breiter, tiefer und eiskalter Fluss. Und vor uns ein reissender Fluss im Tobel, worüber eigentlich eine Brücke führen sollte. Dass wir die Brücke nicht verfehlt hatten, zeigt das Bild: Der untere Pfeil markiert den Fluss. Der linke und der obere Pfeil weisen auf die Wegmarken. Und eingekreist sieht man eindeutig das Brückenfundament. Doch wo ist die Brücke? So chirurgisch sauber wie sie entfernt wurde, dürfte sie wohl abgebaut worden sein. Hätte sie der Fluss mitgerissen, wären die Fundamente wohl beschädigt und Trümmer überall verstreut gewesen.


Uns blieb aufgrund der Nahrungsmittelsituation leider nichts anderes übrig, als wieder nach Abisko zurückzukehren. Immerhin bekamen wir so auch wieder die Sonne zu Gesicht. Irgendwie schon merkwürdig. Wir waren im Land der Mitternachtssonne, aber während fast aller Tage lag so viel Wasserdampf über uns, dass die Position der Sonne schlicht nicht auszumachen war. So herrschte einfach 24 Stunden am Tag die gleiche Helligkeit. Die "Nacht" war lediglich durch ein Absinken der Temperatur vom "Tag" zu unterscheiden. In Abisko wurden auch die Mücken wieder etwas aggressiver, so dass wir unsere Moskitonetze doch noch ausprobieren konnten. Lustige Sache, ich hatte durch das Netz vor den Augen das Gefühl, dass der Weg links und rechts eingezäunt sei.


In Abisko stürmten wir als erstes das Restaurant und plünderten das Salatbuffet. Nach 9 Tagen Entzug schmeckt Grünzeug einfach herrlich! Dazu gab es leckeres Rentierfleisch. Wir genossen auch noch ein letztes Mal die Landschaft und betrachteten die berühmte Formation Lapporten. Ausserdem versuchten wir noch krampfhaft, die Mitternachtssonne wenigstens ein Mal zu Gesicht zu bekommen. Tatsächlich war es den ganzen Tag herrlich sonnig, doch Punkt Mitternacht musste sich unbedingt noch eine Wolke zwischen die Sonne und uns schieben. Irgendwie war ja mit sowas zu rechnen...

Nach einer Nacht im Hotel führte die Reise vorerst wieder zurück nach Stockholm. Mehr demnächst.

SRF09: Das Festival

^ v M ><
Auch dieses Jahr war das Sweden Rock Festival wieder hochkarätig bestückt mit hartfelsigen Spitzenmusikern. Leider war das Wetter dieses Jahr nicht ganz so toll wie all die Jahre zuvor, was es bislang zu heiss und trocken war, war es dieses Jahr zu kalt und windig. Nachts sanken die Temperaturen sogar unter Null! Welch Glück, dass ich den warmen Schlafsack dabei hatte. Ebenfalls grosses Glück, dass ich in meine Trekkingklamotten auch Kappe, Handschuhe und Schal eingepackt hatte. Somit konnte mir der kalte Wind zwar wenig anhaben. Allerdings war nach den Konzerten die Partystimmung wesentlich frostiger als die Jahre zuvor, so dass ich zuletzt eher Mühe hatte, meinen Whisky an den Mann zu bringen. Und das in Schweden! Man stelle sich das nur mal vor...

Musikalisch war's dafür wie gesagt Spitzenklasse! Am Mittwoch begann ich mit Tracenine und Innocent Rosie, bevor mit den Deathstars etwas härtere Klänge gespielt wurden. Anschliessend gab's die Amazonen von Hysterica und Sevendust, bevor warme Kleidung holen und Essen auf dem Programm standen. Wieder richtig ausgerüstet wurde der Abend weitergeführt mit Amon Amarth, die ich jedoch nur am Rande mitbekam, da mir ein Schwede die interessante Geschichte von Uriah Heep erzählte. Anschliessend kam mit Blaze Bailey ein alter Bekannter, bevor ich nun mein neu erlerntes Wissen über Uriah Heep (Bild) auch noch musikalisch ausmalen lassen konnte.

Am Donnerstag ging's ungebremst weiter mit Rage (bitte nicht mit Rage Against the Machine verwechseln), bevor es Volbeat so richtig krachen liessen. Anschliessend an Volbeat habe ich mir den Schluss der jungen Schweden HEAT angehört, um gleich darauf zu Candlemass zu wechseln. Ohne Unterbruch ging es mit Tyketto weiter, bevor ich mir Flogging Molly mit einem Elchkebap zwischen den Zähnen anschaute. Soweit so stressig, wenn man alle Wunschbands sehen will, ist der Donnerstag ein Horror! Im Folgenden gab es eine Überschneidung nach der nächsten! Zuerst wurde cool und bärtig mit ZZ Top (Bild) losgelegt. Eine der Bands, die ich schon ewigs mal sehen wollte, aber nie dazu gekommen bin.

Dennoch musste ich hier nach eine Stunde wieder weg, denn Bullet liessen es auf der Nebenbühne krachen. Anschliessend folgte die schwere Entscheidung: Hammerfall oder Over The Rainbow? Nun, Hammerfall hatte ich dieses Jahr schon gesehen, Over The Rainbow dürfte wohl eine einzigartige Chance sein. Folglich habe ich Hammerfall eine viertelstündige Ehre erwiesen, bevor ich bewundern durfte, dass bei den Blackmoores die Virtuosität an der Gitarre wohl in der Familie liegt. Over The Rainbow (Bild) ist schliesslich nichts anderes als die altehrwürdigen Rainbow, jedoch mit Jürgen Blackmoore an der Gitarre (zumindest solange Papa Richie weiter rummspinnt).

Als krönender Abschluss des Tages standen Twisted Sister auf dem Programm, welche uns die Weisheit brachten, dass "Oriental Mat" (schwedisch für: asiatisches Essen, englisch für: Orientteppich) kein Metal sei. Wer sich nun wundert, was der bärtige Typ mit den Warzen im Gesicht auf dem Bild verloren hätte, dem sei gesagt, das Sweden Rock war schon immer ein Ort für besondere Auftritte. In diesem Fall wurden Twisted Sister mal eben von Motörhead besucht.


Am Freitag ging es natürlich gleich wieder früh los, erst mit dem Kanadier Thor, danach Jon Oliva's Pain, bevor mit Marillion etwas ruhigere Früchte serviert wurden. Leider begann es nun auch richtig zu regnen, so dass ich mich mal wieder mit Elchkebap ausrüstete und mich ins unter ein trockenes Zeltdach setzte. Anschliessend war Lita Ford an der Reihe, bevor Demon spielten. Danach ging ich zurück zum Campingplatz um ordentlich zu Essen. Das war eine gute Entscheidung, denn kaum hatte ich das Zelt erreicht, begann es wie aus Kübeln zu giessen. So verpasste ich zwar UFO bzw Kamelot, dafür war ich im Trockenen, um den Abend in Angriff zu nehmen.
Mit den vermeintlich ruhigen Foreigner (Bild) ging weiter, jedoch ist eingeklemmt zwischen zwei 14- und einem Rudel 40jähriger Schwedinnen, die alle Alphamännchen Kelly Hansen nachgeifern nicht unbedingt lockeres Geniessen möglich. Danach gab es mit Crucified Barbara wenigstens auf der Bühne ein paar hübsche Schwedinnen im passenden Alter ;-) Dass sie auch noch gute Musik machen können, ist ja ebenfalls lange bekannt. Weiter im Text mit den alten Klassikern, jetzt waren Motörhead dran, diesmal ohne Twisted Sister, dafür wieder mit Bomber. Alles in allem war's aber der gleiche Auftritt wie 2007, nur damals gab's noch als Würze einen Gastauftritt von Ex-Gitarrist Fast Eddie Clark.

Bombastischer Abschluss des Abends waren In Flames (Bild), welche die Bühne buchstäblich in Flammen aufgehen liessen. Nach dem Auftritt fand ich auf dem schlammigen Boden eine 50SEK-Note (ca CHF 8.-), was grad für eine Flasche Bier oder eine kleinere Portion Essen reichen würde.




Kommen wir zum Schluss, langsam wurde es Samstag und am Himmel zeigte sich das komisch leuchtende gelbe Ding. Ah ja genau, Sonne, so heisst das ja. Nützte aber nichts, der Wind war stärker, so dass weiterhin gegen Abend Winterkleidung angebracht war. Musikalisch ebenfalls sonnig war das Programm, das von Tim 'Ripper' Owens und seiner neuen Band gestartet wurde. Danach legte ich mich während Impellitteri etwas in die Sonne zum Schlafen, bevor es mit Riot weiterging. Danach war Journey (Bild) angesagt. Der neue Sänger ist wirklich klasse! Klingt wie Steve Perry und ist ein echtes Energiebündel! Danach hatte ich nicht wirklich was auf dem Programm stehen, so dass ich zwischen Goda Grannar, Forbidden, Electric Boys und Oriental Mat (which is not Heavy Metal!!!) hin- und herschlenderte. Weiter ging's mit Dream Theater, deren Keyboarder u.a. ein iPhone als Steuergerät für die Klangerzeugung zu nutzen wusste. Sehr interessant!

Als nächstes stand wieder eine schwere Entscheidung an: Norwegische Pandas oder schwedische Löwenmähnen? Ich entschied mich wieder für die schweizerische Kompromisslösung und gab mir erst eine dreiviertel Stunde lang den "European Growl Contest" (wie ein Zuschauer auf einem Plakat vor der Bühne stehen hatte) in Form von Immortal (Bild), bevor ich zu Europe rüberrannte. Dass diese bei meinem Wechsel ausgerechnet Carrie spielten, war wohl wie ein Sprung von eiskaltem in lauwarmes Wasser. Oder auch umgekehrt...


Als krönender Abschluss des Festivals stand der Vierer Dio/Iommi/Butler/Appice, kurz Heaven&Hell, einst Black Sabbath, auf dem Programm. Viel muss man dazu nicht sagen, ein schlichtes "GENIAL" beschreibt es perfekt.




Und wie üblich war wieder eine Unmenge an Freaks unterwegs:

Von links nach rechts: Furchtloser Wikinger ohne Kälteprobleme; Tommy-Thayer-Verschnitt; Leute mit rosa Vorhängen am Partyzelt und Swimmingpool darin; Mister Black Sabbath; arabische Scheichs mit Alkohl in der Hand; fast typischer Glamrocker, lediglich Cowboy-Stiefel und -Hut sowie das am Hintern hängende Tüchlein fehlen ;-)

SRF09: Vorspiel in Lund

^ v M ><
Natürlich stand auch dieses Jahr wieder eine Reise ans Sweden Rock Festival an. Dieses Jahr sollte es jedoch mal ein etwas grösserer Trip werden. Geplant war erst das Festival zu besuchen, anschliessend in Lappland wandern zu gehen, danach Midsommar feiern und etwas Kajak fahren. Zuletzt sollte noch das Bang Your Head Festival der Reise die Krone aufsetzen. Gesagt getan, doch eins nach dem anderen:

So begann alles wieder wie das Jahr zuvor im gemütlichen Trainhostel in Lund. Begeistert ab der schwedischen Fleischpreise gab es zum Abendessen ein Kilogramm Rind vom Grill. Am nächsten Tag mieteten wir für 20SEK (CHF 3.-) ein Velo und begaben uns auf einen Tagesausflug quer durch die Landschaft bis hin zum Meer.



Am Meer beschlossen wir dann abzusteigen und dem Watt entlangzuwandern. Dabei entdeckten wir auf einer Sandbank draussen ein Liebespärchen, das wir lieber nicht stören wollten *hüstel*. Am Abend gaben auch wir uns der Fleischeslust hin, es gab folglich nochmals ein Kilogramm Rind, bevor wir satt aber erschöpft vom Ausflug ins Bett gingen.

Am nächsten Tag stand dann schon die Reise in Richtung Sölvesborg an.